Montag, 16. Mai 2016

Organspender gesucht


Wieder eine Anzeige in unserer Kreiszeitung, die mich sofort ansprach und das Kopfkino zum Kreiseln brachte. Und ich tat, was ich sonst nie tun würde, ich rief dort an und fragte nach einem Termin. Gleich Freitag Nachmittag könnte man sich mit mir beschäftigen. Fein. Man sagte mir, es würden Organspender gesucht. Hmm, nun das würde mir eher nicht zusagen. Und um mich nicht loslassen zu wollen, wollte man sich mit mir erst einmal darüber unterhalten. Es gäbe auch noch andere Lösungen. So so...
Am Freitag Nachmittag dann frisch geduscht zum Termin in der Hauptstraße. Es war ein nüchterner Bau mit einer hohen Glasfront im ersten Stock. Von dort hatte man bestimmt einen guten Blick auf das Treiben der Straße. Der Türsummer riss mich aus den Gedanken. Und tatsächlich befand sich die Geschäftsstelle der Organspende im ersten Stock. Auf der Eingangstür war ein Schild "Organspende e.V. - Geschäftsstelle". Bevor ich die Klinke hinunterdrücken wollte, wurde die Tür auch schon von innen geöffnet. Verdutzt blickte ich in das Gesicht eines älteren Herrn, der gerade die Lokalität verlassen wollte.
"Oh, Verzeihung..." Er lupfte den Hut, nickte mit dem Kopf und ging an mir vorbei ins Treppenhaus.
Ich trat ein und blickte erst nach rechts und dann nach links. Niemand zu sehen. Linkerhand befand sich das große Schaufenster und rechts ein paar Schreibtische. Darauf zusteuernd erhob sich ein Mann mittleren Alters und kam auf mich zu.
"Guten Tag. Sie müssen Herr ... sein. Sie müssen entschuldigen, soeben hat uns eine eher schlechte Nachricht erreicht... Nein, nein, nicht Sie... einer unserer Kunden hatte sich umentschieden und... ach, das interessiert Sie vermutlich gar nicht. Treten Sie näher. Mein Name ist Heiner Wrobel."
Einladend verbeugte er sich kurz und wies mich an, neben seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Just in dem Moment, als er wieder zu sprechen beginnen wollte, und ich mich gerade hinsetzen wollte, öffnete sich eine Tür hinter einem der Bürotische und ein Frau erschien.
Herr Wrobel ging auf sie zu und sagte zu mir gewandt: "Das hier ist Frau Sylvia Heinemann, unsere Technikerin. Ich bin mehr für das Schriftliche zuständig. Der dritte Mitarbeiter in unserem Team, Herr Karsten Schneider, ist zur Zeit nicht da, er ist im Außendienst. Einer muss uns ja draußen vertreten."
"Hallo." Frau Heinemann reichte mir die Hand. Erstaunt blickte ich auf meine Hand, denn sie hatte einen eher ungewöhnlich festen Händedruck. "Wie geht es Ihnen?"
"Ja, ähh, ganz gut. Sie haben aber einen festen Händedruck. Machen Sie Kraftsport?"
Sie lachte kurz und meinte dann: "So, merkt man mir das endlich an? Ja, ich mache einmal die Woche Hanteltraining. Nichts Besonderes. Man will ja fit bleiben, nicht wahr, Heiner?"
Herr Wrobel bat mich erneut Platz zu nehmen. Ich tat ihm nun den Gefallen und blickte erwartungsfroh in die Gesichter der beiden.
"Also, Sie wollen spenden, ist das richtig? Sie wissen aber nicht nicht genau, was und so?"
Ich nickte. "Ja, die Anzeige in der Kreiszeitung gefiel mir und da dachte ich, das interessiert mich wohl. Aber an eine Organspende dachte ich eigentlich nicht gerade, sondern eher an..."
Frau Heinemann fiel ihm ins Wort: "Heiner, wir müssen erst die Ziele unseres Vereins..."
"Ja, du hast recht, Sylvia. Also, dann erkläre ich Ihnen zunächst einmal, was wir hier machen und was das Ziel unseres gemeinnützigen Vereins ist. Wir sind staatlich anerkannt, das ist nämlich ganz wichtig. Ohne diese Zulassung könnte ja jeder Organe einsammeln und damit Geld verdienen. Wir verdienen auch Geld, aber nicht mit dem Handel von Organen. Wir haben uns auf die Gewinnung der Flüssigkeiten spezialisiert, die sich in den Organen befinden. Ja ich weiß, das klingt ziemlich fabrikmäßig, das ist es aber nicht. Viele denken, daß es ausreiche, wenn man lediglich das Organ austauscht. Daß auch gerade die Blutgruppe eine große Rolle spielt, sieht kaum einer."
"Flüssigkeiten? Nehmen Sie auch andere Flüssigkeiten?"
"Ähm, Sie meinen das Blut? Sicher.  Wir verwenden nur gereinigtes Blut."
"Nein, ich dachte jetzt nicht an das Blut, sondern... wie soll ich mich ausdrücken... ich würde gerne meinen Samen spenden... ich, ich weiß aber nicht, ob das geht oder so..."
Herr Wrobel schaute zunächst Frau Heinemann ratlos an, zeigte dabei beide Handflächen nach oben und sagte dann: "Den Fall hatten wir noch nicht. Und an diesen Aspekt haben wir auch nicht gar nicht gedacht. Was meinst du, Sylvia? Können und wollen wir auch Samenspenden annehmen?"
Frau Heinemann blickte ebenfalls etwas ratlos, sagte dann indem sie mich anschaute: "Also, mein lieber Herr ..., das müssen wir erst untereinander klären. Wir wollen das Thema auch mit Karsten besprechen. Und falls es dazu kommen sollte, müssen wir unsere Verträge entsprechend abändern. Wir vertagen diesen Termin auf nächsten Freitag. Es wäre schön, wenn Sie abermals Zeit hätten."
"Hmm, das ist ja betrüblich. Nun, da kann man nix machen. Dann bis nächsten Freitag. Um die gleiche Zeit?"
Herr Wrobel sagte: "Ja, wenn es Ihnen keine Umstände bereitet. Schönes Wochenende. Auf Wiedersehen."
Er begleitete mich noch zur Tür und nickte mir freundlich zu. Da stand ich nun. Frisch geduscht, geil wie Nachbars Lumpi und niemand wollte meinen edlen Saft. Wohin mit der Sahne jetzt? Ich sah mich um. Hier in der Hauptstraße war zuviel Verkehr, zuviele Leute, die eben noch schnell ihre Einkäufe machen wollten. Wo würden denn jetzt nicht so viele Menschen sein, überlegte ich. Im Park könnte ich es versuchen. Der Park lag allerdings eine gute Strecke entfernt, noch hinter der Pius-Kirche. Ein Versuch war es allemal wert. Ohne auf die vorbeihastenden Menschen zu achten marschierte ich die Hauptstraße hinunter, querte eine Bundesstraße und stand dann bei der Pius-Kirche. Hier waren schon keine Leute mehr zu sehen. Wer geht schon Freitag Nachmittag in die Kirche? Ich wollte sicherheitshalber aber in den kleinen Wald hinter dem Friedhof. Dort ist bestimmt keiner. Ich betrat den Park, ging einige Schritte hinein und entdeckte eine Parkbank. Ein schönes Plätzchen ist das, dachte ich. Man konnte den Parkein- und ausgang beobachten und so tun als ob man die warmen Sonnenstrahlen genießen würde. Ich setzte mich hin, streckte die Beine aus und knöpfte mir die Hose auf. Ich schob sie bis auf die Knöchel hinunter und begann langsam meinen inzwischen steifen Schwanz zu wichsen. Es dauerte auch gar nicht lange und ich spritzte die Sahne auf den Kiesweg. Erleichtert wischte ich die haftengebliebenen Reste mit einem Taschentuch ab, zog die Hose wieder hoch und machte mich auf den Heimweg.

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