Männlich, ledig, jung, sucht

Faszination und Abscheu, Ekel und Abneigung. Genau das beschreibt die Gefühle wenn er anruft. An das erste Gespräch kann ich mich noch so gut erinnern als ob es gestern gewesen wäre.

Mann: "Hallo du. Hast du irgendeine Idee wie ich an Sperma komme?"

Ich: "Ey, hast du selbst keins?"

Mann: "Ja klar doch. Aber ich bevorzuge den Samen und den Geschmack von anderen. Und in nicht gerade handelsüblichen Mengen!"

Ich: "Was soll das heißen? Handelsübliche Mengen? Also das musst du mir jetzt mal ausführlich erklären. Du weißt aber, daß du hier bei einer Telefonsex-Hotline gelandet bist? Ich bin nicht gerade die, die mit Sperma handelt wie andere mit Drogen."

Mann: "Naja, vielleicht hast du einen Freund. Und wenn er kommt, kannst du es für mich sammeln und in einen Behälter tun. Wir treffen uns dann irgendwo, ich geb dir eine schöne Stange Geld und du mir den Behälter..."

Scheisse, die ganze Zeit denke ich wie widerlich sowas ist. Ich will auch gar nicht wissen, was er damit tut. Aber genau das erzählt er mir jetzt.

Mann: "Ich mag den Geschmack und könnte es literweise trinken. Am liebsten von verschiedenen Männern. Einen richtig schönen Cocktail."

Ich: "Echt jetzt? Du trinkst Sperma von Männern die du nicht kennst? Hast du den keinen Freund?"

Mann: "Um Gottes willen! Ich bin nicht schwul! Da hast du was falsch verstanden."

Ich: "Nicht schwul? Was denn dann? Das hört sich aber an wie: Ich mag Milch ganz gerne. Aber Kühe überhaupt nicht..."

Gelächter am anderen Ende der Leitung.

Ich wieder: "Wie kriegst du dann deine Ware eigentlich? Wenn du sie denn mal ergatterst."

Meine Neugierde übersteigt meinen Ekel. Spricht er Freunde und Bekannte auf ihr Sperma an und fragt ob sie es mal eben für ihn eintüten können? Bei dem Gedanken schüttelte es mich.

Mann: "Nun, ich fahre tatsächlich zu Schwulentreffpunkten und probiere Kontakt zu den Jungs zu kriegen. Für Geld tun die es. Aber leider nicht viele. Und halt übers Internet in Foren suche ich nach potenziellen Spendern. Aber jetzt mal ehrlich. Kannst du mir wirklich nichts besorgen? Oder einfach mal bei Kunden von dir nachfragen ob sie sich dazu bereit erklären? Ich werde dich für jeden Kontakt den du mir vermittelst auch belohnen."

Ich versprach, darüber nachdenken zu wollen und rief ihn am nächsten Tage bereits an. Ein zusätzliches Taschengeld - wer kann dazu schon Nein sagen...

Und seitdem ruft er manchmal an und fragt ob ich schon neue Kontakte habe.